Preisträgerfilme 2020
Grand Prix Graz
In einem stringenten dramaturgischen Bogen projiziert der Film die Probleme der in Nordsibirien ansässigen Nenzen in unsere Realität ohne jemals plakativ zu werden. Dabei ist das Narrativ stets sensibel und doch konsequent umgesetzt. Der Film zeichnet sich besonders auch durch die sorgfältige journalistische Recherche und Arbeit sowie der hervorragend geführten Kamera aus. Die durch die Klimaerwärmung bedingten Umweltveränderungen in der Arktis werden in fast prophetischer Weise verdeutlicht - bereits vor Beginn der Corona-Pandemie weist der Regisseur auf unbekannte Viren hin, die nun durch das Tauen des Permafrostes aus dem Boden in die Atmosphäre gelangen. Ein wichtiges und aussagekräftiges filmisches Dokument, das durch seine Ernsthaftigkeit seine Wirkung nicht verfehlt.
- Jury-Begründung
Kamera Alpin Austria
In der Tradition des Direct Cinema begleitet und dokumentiert der Regisseur ohne jegliche Intervention den Alltag seines Protagonistenpaars. Unmittelbar, ungekünstelt und in schnörkelloser Bildsprache werden die Zuschauer*innen eingeladen, das Leben der beiden ein Stück zu begleiten. Eine scheinbar kleine alltägliche Geschichte wird so transformiert in eine große. In diesem Dokumentarfilm erhält die Erzählung die nötige Zeit und das teilhabende Publikum taucht in eine verborgene Welt ein.
- Jury-Begründung
Kamera Alpin in Gold - Natur & Umwelt
Auf hohem journalistischem und wissenschaftlichem Niveau behandelt der Regisseur ein Thema, das immer drängender in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt. Das Verhältnis von Mensch zu Wolf wird in den letzten Jahren vor allem in Europa heftig und emotional diskutiert. Die unterschiedlichen Perspektiven und die Auseinandersetzung der Protagonist*innen mit der Problematik werden objektiv erörtert und stellen mehrere Lösungsmöglichkeiten in den Raum.
- Jury-Begründung
Kamera Alpin in Gold - Sport in Berg- & Naturräumen
Formal konsequent zeigt die Regisseurin den Klettersport von seiner gefährlichen Seite - im Bericht trauernder Hinterbliebener von Sportler*innen, die bei der Ausübung ihres Sports tödlich verunglückten. Immer bleibt jedoch die positive Lebenseinstellung sichtbar, die dieser Aktivität zugrunde liegt und Höchstleistungen hervorbringt, aber auch fatal enden kann. Die Auseinandersetzung mit dem Tod wird jedes Mal individuell aufgearbeitet. Ohne ins “Trauerpornographische” abzugleiten wird im Film Intimität geschaffen, wenn Partner*innen, die selbst nicht bei den Unfällen anwesend waren, davon erzählen, wie sie mit dem Verlust umgehen. Die zugrunde liegende Botschaft beschränkt sich dabei nicht nur auf den Klettersport.
- Jury-Begründung
Kamera Alpin in Gold - Alpinismus & Expeditionen
Der Film behandelt einen zentralen Topos des Höhen-Bergsteigens – das Scheitern. In perfekt ausbalancierter Verknüpfung werden aktuelle Interviews mit Expeditionsteilnehmern mit historischem Filmmaterial verbunden. Dies geschieht in ästhetischer und klarer Bildsprache und ohne übertriebene Heroendarstellung. In aller Bescheidenheit vor dem Erlebten und mit all ihren Selbstzweifeln, lassen uns die Überlebenden dieser Tragödie an ihren Erlebnissen teilhaben. Der Regisseur dieses filmischen Zeitdokuments arbeitet die Geschehnisse behutsam und emphatisch auf.
- Jury-Begründung
Kamera Alpin in Gold - Menschen & Kulturen
Der Film folgt Menschen am Polarkreis und beleuchtet die Komplexität des Themas im Spannungsfeld verschiedener ökonomischer und ökologischer Interessen. Anhand der Lebenswelt der Inuit wird eindrücklich sichtbar, was die Veränderung des Klimas bewirkt. Aber auch die Mit-Verursacher der Klimakrise, die Arbeitenden in der Ölindustrie, haben mit den Auswirkungen ihres Tuns unmittelbar zu kämpfen. Die Lebensgrundlagen beider Seiten werden durch die Erderwärmung beeinträchtigt. Das Schmelzen des Eises und der tauende Permafrostboden erschweren Jagd und Ölförderung - ein Paradoxon.
- Jury-Begründung